Update-Info

07.01.2015: Ich wünsche allen ein (verspätetes) frohes neues Jahr! :)

Bei uns hat das Jahr leider mit einer Krebsdiagnose begonnen. Nicht meine, aber dennoch werden die Kapitel in absehbarer Zeit nur sehr unregelmäßig erscheinen.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Von Edelsteinen und Papierengländern 23:


Es war acht Uhr fünfzehn am neunundzwanzigsten Dezember und ich saß im Bus, ohne wirklich zu wissen, warum. Meine einzige, unzureichende Begründung war: Rubin hatte gesagt, früher sei besser. Das entsprach zwar der Wahrheit, aber wenn man bedachte, dass er garantiert noch im Bett lag und bei meinem Glück die Klingel nicht hören und ich deshalb elendig draußen erfrieren würde, verpuffte die Ausrede in tausend zerbrochene Schneeflocken. Ich würde mir sonst was abfrieren, das wusste ich jetzt schon – ganz abgesehen davon, dass ich auch keinen Plan hatte, was ich ihm als Begründung für das frühe Auftauchen geben wollte; aber mittlerweile war das egal, denn umkehren und wieder nach Hause konnte ich nicht – es würde seitens Mum nur zu unangenehmen Fragen führen – und woanders hin auch nicht. Also was blieb? In den sauren Eiszapfen beißen und ihn wenn nötig wachklingeln, mit Handy und Türklingel im Kombipack. Wenn nötig sogar ganz fernsehreif mit Kieselsteinchen gegens Fenster. Oder Backsteinen.
Blöder Morgenmuffel.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Von Edelsteinen und Papierengländern 22:


Den Rest des Nachmittags lang waren wir nicht mehr alleine und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Rubin ganz recht war. Nur wie es mit mir selbst aussah wusste ich nicht. Einerseits hätte ich ihm gerne zu verstehen gegeben, dass er wegen meinem dummen Verplapperer nicht mit dem Küssen aufhören musste; andererseits war mir nicht nur klar, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich es ihm denn ‚zu verstehen geben‘ wollte, denn ‚geradeheraus sagen‘ kam nicht in Frage, nein, noch dazu fand ein Teil von mir auch, dass das grundsätzlich eine schlechte Idee war. Ihn dazu zu bringen, das Küssen sein zu lassen, war nicht geplant gewesen – aber ihn zu küssen ebenso wenig. Mit ein bisschen kreativem Verdrängen wäre es sicher möglich, wenigstens diese Erfahrung irgendwo nach ganz weit unten zu verstauen.
Aber er hatte so verletzt ausgesehen. Da ich mich gestern nicht umgedreht hatte, wusste ich nicht, wie es im Verhältnis zum Nebensächlich-Debakel stand, aber auch alleine war es unschön. Dass ich das Gefühl hatte, dass er sich den Rest des Nachmittags zurückzog, machte es nicht besser. Das fing schon auf Betsy an, wo er sich an den Rand neben Megan legte – klar, da sie beide vorlesen sollten war es praktischer, wenn sie nebeneinander lagen, aber trotzdem, irgendwie … war er so weit weg. Und eine Stimme in mir flüsterte, dass er das nicht nur deshalb war, weil zwei Personen zwischen uns lagen. 
Nachdem wir eine Weile alle zusammen so Peter Pan gelesen hatten, wurde Kitty unruhig.
„Wann essen wir denn?“, fragte sie und sah mich erwartungsvoll an.
„Na, erst müssen wir kochen.“
„Zitronenrisotto, ja?“
Ich nickte 
„Können wir es jetzt machen? Ich hab Hunger.“
Ich schmunzelte und warf Rubin einen Blick zu. „Da musst du schon den Hausherren fragen.“

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Von Edelsteinen und Papierengländern 21:


Als wir ins Wohnzimmer kamen, begrüßte uns Megans gleichmäßige Stimme.
„There was another light in the room now, a thousand times brighter than the night-lights, and in the time we have taken to say this, it had been in all the drawers in the nursery, looking for Peter's shadow, rummaged the wardrobe and turned every pocket inside out …“
Uäch. Ami-Englisch, ganz viel davon.
Als ich hochsah, erblickte ich Kitty mit Megan auf Betsy, beide bäuchlings auf der Fleecedecke liegend. Megan hielt inne und sah zu uns.
„Hey Jungs!“ Sie lächelte uns freundlich an und sah von mir zu Rubin. Bei ihm wurde ihr Blick fragend. „Na, habt ihr’s überstanden?“ Nach einer Sekunde – noch vor Rubins Antwort – wurde ihr Lächeln um einiges breiter.
Äh …
Nein. Darüber wollte ich nicht nachdenken. Sollte ich auch nicht, denn ich wusste auch so, was für paranoide Schlüsse ich daraus ziehen und wie ich auf diese Schlüsse reagieren würde.
Megan wusste von nichts. Garantiert nicht. Bitte nicht.
Vyvyan macht große Fortschritte.“
„Das freut mich zu hören.“
„Meinst du, Vyvy besteht den Test?“, fragte Kitty Rubin mit großen, hoffnungsvollen Augen.
Und er warf doch echt Megan einen Blick zu, bevor er Kitty anlächelte und, freundlich wie eh und je, antwortete: „Ich bin guter Dinge, ja.“