Er lallte. Wir tanzten. Ich ging.
Das Bifröst war groß, laut und
möchtegern-schick, was bei dem Einrichtungsthema – nordische
Mythologie, beziehungsweise Kitsch-Wikinger – echt seltsam kam. Die Spiegeldecke
zum Beispiel gehörte zum ‚versucht schick‘, eine halb nackte Statue Thors mit
deutlich erkennbarem Ständer unter dem Lendenschurz dagegen … nun ja. Eher
nicht. Das ‚Highlight‘ war aber wohl der VIP-Bereich, der als Regenbogenbrücke
einmal quer über den Hauptraum führte und dem Club den Namen gegeben hatte.
Ich gab meine Jacke und, seufzend, auch meinen
Pullover an der Garderobe ab, als der Typ dahinter einen
skeptisch-auffordernden Blick schenkte. Ja, ich wusste, dass ich nicht
aufgebretzelt genug war, aber nachdem ich satte dreißig Euro Eintritt bezahlt
hatte, sollten die gefälligst ihre Klappe halten. Dreißig Euro! Und das nach
Mitternacht! Was für beschissene Clubs besucht Mischa denn?!
Den Pulli abzugeben, den mir meine Mutter heute
morgen auf den Leib gedrängt hatte, war aber eine gute Idee, denn kaum öffnete
ich die Tür, umschlang mich eine Hitzewelle, die meine Fluchtinstinkte innert
Millisekunden auf Hochtouren brachte. Ich wollte da nicht hinein. Lieber
lauerte ich ihm erneut im Boxstudio auf – scheiße, lieber nahm ich Boxstunden,
als das hier! Und woher wollte ich wissen, ob Mischa nicht schon längst einen
Typen ausgesucht und mit nach Hause genommen hatte?
Aber jetzt hatte ich eh schon bezahlt. Eine Runde
durch den Club … die Masse an Leuten, von denen die Hälfte nicht mehr
trug als der Plastik-Thor und die alle bereits seit Stunden betrunken
waren … begleitet von schrecklicher Musik in tinitusverursachender
Lautstärke … ja, das lag drin. Sicher lag das drin.