Update-Info

07.01.2015: Ich wünsche allen ein (verspätetes) frohes neues Jahr! :)

Bei uns hat das Jahr leider mit einer Krebsdiagnose begonnen. Nicht meine, aber dennoch werden die Kapitel in absehbarer Zeit nur sehr unregelmäßig erscheinen.

Dienstag, 31. Dezember 2013

Erkenntnisse und Pet Peeves des Monats, December Edition:

Erkenntnisse:

1. Man ist nie zu alt für märcheninspirierte Disney-Animationsfilme. Nie.
... Und wenn doch, dann hat man etwas falsch gemacht.

2. Nicht meine, aber egal: Eine Freundin von mir musste 28 Jahre alt werden, um zu erkennen: "Diät machen und Kekse backen gehen nicht gleichzeitig." Das hätte ich ihr auch gleich sagen können – habe ich aber nicht, da ich hausgemachte Kekse haben wollte. Daraus folgt:

3. Ich weiß nicht, ob man tatsächlich noch Chaos in sich haben muss, um einen tanzenden Stern gebären zu können – aber man muss definitiv einen kleinen Soziopathen in sich haben, um an die besten hausgemachte Kekse zu kommen. Und der muss mindestens groß genug sein, dass man die eigenen Keksgelüste über ein oder zwei Kilo (größtenteils eingebildetes) Hüftgold bei der besten Freundin stellt. Wenn ich deswegen in die Hölle kommen sollte, hat es sich dennoch gelohnt.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Von Edelsteinen und Papierengländern 09:


„Vyvy, endlich!“, rief Kitty, sprang vom Sofa runter und auf mich zu, „Warum hast du so lange gebraucht?“ 
„Hm, ich weiß nicht“, antwortete ich und sah sie dann an, „Vielleicht, weil sechs Leute einen ganzen Haufen dreckiges Geschirr machen? Außerdem, wenn du gewollt hättest, dass ich schneller fertig werde, hättest du mir ja helfen können.“
„Rubin hat dir doch schon geholfen …“
„Ja, aber drei sind meist schneller als zwei.“
Stimmte diesmal nicht, wahrscheinlich hätte sie sowieso nichts zu tun gehabt, so schnell wie Rubin im Abtrocknen war, aber ich liebte es, wenn sie ein verknautschtes Gesicht machte.
„Ich durfte nicht“, antwortete sie dann mit einem großen, tiefen und überaus dramatischen Seufzen. „Mum hat’s verboten.“
Okay, das war neu. Seit wann war meine Mutter gegen Kinder, die freiwillig Hausarbeiten erledigten?
„Wie, verboten?“, fragte ich und wandte mich und Kitty, die ihre Arme um meine Hüfte geschlungen hatte, so dass ich Mum meinen besten skeptisch-fragenden Blick zuwerfen konnte. „Ich dachte, das sei gegen die Regeln der antiautoritären Erziehung?“
„Ist es auch und genau deshalb sind wir alle froh, dass die achtundsechziger vorbei sind. Zumindest in diesem Haus, hier habe immer noch ich das Sagen“, antwortete Mum unbekümmert und ich sah, wie Pa mit übergroßen Augen und gespielt ernster Miene mehrmals bedeutend nickte. Zu seinem Glück bemerkte sie es nicht.
„Und du brauchst gar nicht so zu schauen, mein Lieber – wir alle wissen, dass du und Kate zusammen beim Spülen mehr Arbeit macht als erledigt“, fuhr sie an mich gewandt fort.
Rubin, der neben mir stand, verstand offensichtlich nicht, was sie damit meinte. Sue kicherte und erklärte ihm:
„Es endet fast ausnahmslos immer in einer Wasserschlacht, bei der sie die halbe Küche unter Wasser setzen – und dann natürlich zu nass sind, um selber zu putzen.“
„Gar nicht wahr!“, entgegnete Kitty und sah äußerst indigniert zu Sue, „Das haben wir nur zwei oder drei Mal gemacht!“
„Öfter habt ihr in diesem Jahr ja auch nicht abgewaschen …“
Pa!“, riefen wir gleichzeitig und er hatte wenigstens den Anstand uns entschuldigend anzulächeln.
„Das wäre doch schon mal ein guter Vorsatz fürs neue Jahr: Wir werden die Küche nicht mehr überfluten.“ Mum grinste engelsgleich und ich beschloss, dass Rubin bereits genug hatte, womit er mein Image ruinieren konnte. Und ja, es war mir peinlich. Ich hob Kitty hoch und trug sie zu dem breiten, bequemen Sessel, den wir grundsätzlich für uns beschlagnahmt hatten, setzte mich drauf und sie krabbelte auf meinen Schoss.
„Themawechsel“, sagte ich und Kitty ging sofort darauf ein.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Von Edelsteinen und Papierengländern 08:


Am nächsten Morgen fühlte ich mich verkatert, obwohl ich doch gar nichts getrunken hatte. Dafür – und das muss ich zu meiner Schande gestehen – hatte ich einige Einschlafschwierigkeiten gehabt. Aber mal ehrlich: So überraschend war das nicht, nicht nach allem, was gestern passiert war, oder? Es wäre viel seltsamer gewesen, wenn ich einfach rums, bums wie ein Baby eingeschlafen wäre – zumindest redete ich mir das so lange ein, bis ich es glaubte, ob es nun stimmte oder nicht.
Meine Einschlafschwierigkeiten kamen nicht davon, dass ich darüber nachdachte, wie ich so etwas mit einem Jungen tun konnte, oder was die Tatsache, dass es aufregender gewesen war als der Sex mit meiner Ex, für meine sexuelle Orientierung bedeutete.
Zumindest nicht nur.
Mir war seit Längerem klar, dass ich männliche Körper anziehender fand als weibliche. Seit über vier Jahren, um genau zu sein – seit meiner dreizehnten Geburtstagsfeier, um ganz genau zu sein. Und seit ich mir sieben Monate danach aus zweiter Reihe hatte mit ansehen dürfen, wie der soziale Mikrokosmos ‚Schule‘ darauf reagierte, wenn sich ein halbwegs beliebter Kerl outete, wusste ich, dass ich mir das nicht antun würde. Eine Woche später hatte ich meine erste Freundin, ein gutes Jahr danach hatte ich mir mit meiner zweiten Freundin dann bewiesen, dass er auch bei Frauen funktionierte.
… Zugegeben, manchmal brauchte es dazu ein wenig Kopfarbeit, aber das nahm ich gerne in Kauf, wenn es um meine Zukunft ging. Und in meiner Zukunft kam weder ‚Tunte‘ noch ‚Schwuchtel’ und schon gar nicht ‚Schwanzlutscher’ vor, vielen Dank auch.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Von Edelsteinen und Papierengländern 07:


Der Rest des Nachmittags war irgendwie … nein, nicht irgendwie, er war seltsam, einfach nur verflucht seltsam. Unwirklich. Wir gingen doch tatsächlich dazu über, die verbleibenden Aufgaben zu lösen – und das zweifellos konzentrierter als zuvor – so dass wir irgendwann nach neunzehn Uhr die allerletzte hinter uns brachten – aber obwohl ich die paar davor meisterhaft gelöst hatte, musste mir natürlich genau diese eine, letzte, verdammte Mistaufgabe Probleme bereiten.
Egal, am Ende hatte ich meinen Fehler dennoch verstanden und ich ging – nicht ohne dabei ein fast schon schadenfreudiges Kribbeln in den Fingerspitzen zu fühlen – dazu über, die Blätter zu ordnen, ordentlich zu stapeln und schließlich auf meinem Schreibtisch abzulegen; später würde ich Mum fragen, ob sie einen Ordner hatte, den ich dafür benutzen konnte.
Wie gesagt, waren wir beide nach unserer ‚Pause’ konzentrierter gewesen – was nicht sonderlich erstaunte, wenn man bedachte, dass gewisse Spannungen auf verdammt effiziente Weise abgebaut worden waren – aber dafür herrschte eine neue, nicht weniger aufreibende Spannung zwischen uns. Allerdings war es diesmal keine sexuelle Spannung, es war vielmehr eine … nun, eine Nicht-Spannung. Ja, das ist eine scheiß Beschreibung, aber ihr wisst: ich und Deutsch ... Nicht-Spannung jedenfalls in der Hinsicht, dass eine Spannung bestand, aber nicht wegen etwas, das da war, sondern wegen etwas, das eben nicht da war; etwas, das nicht existierte – so wie unser Gespräch über das, was passiert war.
Ach, scheiße! Ich konnte meine Gedanken schon selbst nicht mehr hören – ‚das, was passiert war‘, was für eine nette Umschreibung für gegenseitiges Wichsen! Ich hatte normalerweise keine Probleme, die Dinge beim Namen zu nennen, aber wenn ich verunsichert war, dann wich ich auf Umschreibungen aus – und das war ich, als Rubin – diesmal mit ein wenig mehr Abstand – einfach wieder dazu überging, mir grammatische Regeln zu erklären, als wäre nichts gewesen – so, als ob das, was verdammt noch mal passiert war, nicht aufregender gewesen wäre, als wenn wir stattdessen Mums Sandwichs gegessen hätten. Seine Ganze Haltung – so betont lässig, so betont ruhig und vor allem so betont unbewegt – sagte:
Bilde dir nur nichts ein, da gibt es nichts zu reden.
Das war doch nicht normal, oder? Da durfte ich doch verunsichert sein! Oder seit wann war es denn gang und gäbe, seinem Mitschüler mal schnell in der Lernpause einen runterzuholen? Den Trend hätte ich sicher mitbekommen, verdammte Scheiße!
An der Stadt konnte es auch nicht liegen, wir waren hier schließlich nicht in Köln oder Barcelona und in San Francisco schon gar nicht.
Scheiße.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Von Edelsteinen und Papierengländern 06:

„W – was machst du?“
Es war ein Scherz. Ein Missverständnis. Es passierte gar nicht.
Es konnte nicht passieren.
„Nach was fühlt es sich an?“
Das würde ich nicht beantworten. Wäre ja noch schöner, wenn ich auch noch aussprechen würde, dass seine Lippen gerade – nicht daran denken.
„Sag mal, spinnst du?“, knurrte ich, konnte aber die Panik, die mich erfasst hatte, nicht ganz aus meiner Stimme heraushalten. Dieselbe Panik, die mich wie versteinert stehenbleiben ließ, wenn ich mich eigentlich umdrehen und ihn weit, weit wegschubsen sollte.
„Maybe, a little.“ Rubin nahm beim Sprechen die Lippen nicht von meiner Haut, so dass ich nicht nur seinen Atem, sondern auch jede einzelne Bewegungen fühlen konnte – aber das war kein Problem, denn es passierte nicht wirklich und deshalb konnte es auch nicht bewirken, dass sich das Kribbeln über den ganzen Rücken ausbreitete. Das konnte doch nicht wahr sein! Nicht hier, nicht jetzt, nicht mit ihm …
„Sprich gefälligst Deutsch mit mir!“
… und nicht während Englisch! Auch nicht auf Englisch – einfach gar nicht!
Ich wollte mich umdrehen, wollte mir selbst beweisen, dass ich ihn anschauen und wegschieben konnte, aber er legte seine Linke auf meine Hüfte – und ich blieb, wo ich war.
Scheiß Körper, scheiß Hormone! Das war doch unfair.
„Ich habe eine Freundin!“
„Felizitas“, erwiderte er und wanderte mit dem Mund langsam, fast ohne mich zu berühren, von meiner Halsbeuge zu meinem Nacken, „wir wissen beide, dass sie nur ein Accessoire ist.“ Als er bei meinem Halswirbel ankam, dort, wo es am stärksten prickelte, zog ich scharf die Luft ein.
„Du bist hier sensibel.“ Das war keine Frage, das war noch nicht einmal wirklich eine Feststellung, es war mehr … eine Aussage, die er damit bekräftigte, indem er seine Lippen ein wenig stärker darauf presste. Diesmal hatte ich meinen Atem unter Kontrolle, aber dass ich meinen Kopf unbewusst ein wenig nach vorne beugte, konnte ich nicht verhindern.
Scheiße, scheiße, scheiße! Wie zum Hades waren wir in diese Situation geraten?