„Vyvy, endlich!“, rief Kitty, sprang vom Sofa
runter und auf mich zu, „Warum hast du so lange gebraucht?“
„Hm, ich weiß nicht“, antwortete ich und sah sie
dann an, „Vielleicht, weil sechs Leute einen ganzen Haufen dreckiges Geschirr
machen? Außerdem, wenn du gewollt hättest, dass ich schneller fertig werde,
hättest du mir ja helfen können.“
„Rubin hat dir doch schon geholfen …“
„Ja, aber drei sind meist schneller als zwei.“
Stimmte diesmal nicht, wahrscheinlich hätte sie
sowieso nichts zu tun gehabt, so schnell wie Rubin im Abtrocknen war, aber ich
liebte es, wenn sie ein verknautschtes Gesicht machte.
„Ich durfte nicht“, antwortete sie dann mit einem
großen, tiefen und überaus dramatischen Seufzen. „Mum hat’s verboten.“
Okay, das war neu. Seit wann war meine Mutter
gegen Kinder, die freiwillig Hausarbeiten erledigten?
„Wie, verboten?“, fragte ich und wandte mich und
Kitty, die ihre Arme um meine Hüfte geschlungen hatte, so dass ich Mum meinen
besten skeptisch-fragenden Blick zuwerfen konnte. „Ich dachte, das sei gegen
die Regeln der antiautoritären Erziehung?“
„Ist es auch und genau deshalb sind wir alle froh,
dass die achtundsechziger vorbei sind. Zumindest in diesem Haus, hier habe
immer noch ich das Sagen“, antwortete Mum unbekümmert und ich sah, wie Pa mit
übergroßen Augen und gespielt ernster Miene mehrmals bedeutend nickte. Zu seinem Glück bemerkte sie es nicht.
„Und du brauchst gar nicht so zu schauen, mein Lieber – wir alle wissen, dass du und Kate zusammen beim Spülen mehr Arbeit macht als erledigt“, fuhr sie an mich gewandt fort.
Rubin, der neben mir stand, verstand
offensichtlich nicht, was sie damit meinte. Sue kicherte und erklärte ihm:
„Es endet fast ausnahmslos immer in einer
Wasserschlacht, bei der sie die halbe Küche unter Wasser setzen – und
dann natürlich zu nass sind, um selber zu putzen.“
„Gar nicht wahr!“, entgegnete Kitty und sah
äußerst indigniert zu Sue, „Das haben wir nur zwei oder drei Mal gemacht!“
„Öfter habt ihr in diesem Jahr ja auch nicht
abgewaschen …“
„Pa!“, riefen wir gleichzeitig und er hatte
wenigstens den Anstand uns entschuldigend anzulächeln.
„Das wäre doch schon mal ein guter Vorsatz fürs
neue Jahr: Wir werden die Küche nicht mehr überfluten.“ Mum grinste
engelsgleich und ich beschloss, dass Rubin bereits genug hatte, womit er mein
Image ruinieren konnte. Und ja, es war mir peinlich. Ich hob Kitty hoch und
trug sie zu dem breiten, bequemen Sessel, den wir grundsätzlich für uns
beschlagnahmt hatten, setzte mich drauf und sie krabbelte auf meinen Schoss.
„Themawechsel“, sagte ich und Kitty ging sofort
darauf ein.