Ich war ungeduldig. Mischa hatte Bedingungen.
Während ich von dem
Gefühl von Mischas Zunge in meinem Mund noch völlig außer Gefecht gesetzt war,
schob er mich rückwärts auf mein Bett zu und gab mir einen Schubs, so dass ich
mit dem Rücken auf die Decke fiel. Einen Moment lang verharrte er und betrachtete
mich. Intensiv, aber … anders als sonst; dann folgte er
mir.
Sobald ich es zu
fassen bekam, begann ich, an seinem Shirt zu zerren, bis er mir half und es
sich in einer raschen Bewegung über den Kopf zog. Ich hatte kaum Zeit, Luft zu
holen, da küsste er mich schon wieder. Ich liebte es. Liebte es, wie er in
meine Unterlippe biss, wie mir sein Blick begegnete, als ich meine Augen
öffnete, wie mich sein Gewicht in die Matratze drückte, wie er sich an mir
rieb, als könne er mir nicht nah genug sein. Liebte es, wie alles andere dabei
unwichtig wurde und ich mich nur dem Moment hingeben konnte.
Meine Hände erkundeten
seinen Rücken und seine Haut war heiß unter meinen Fingern. Nicht warm, heiß.
Ich wollte sie spüren, ertasten, in mein Gedächtnis brennen, mit Händen, Lippen
und Zunge. Aber als ich den Kuss löste und dem Drang nachgeben wollte, knurrte
er ungehalten auf und verschloss meinen Mund wieder mit seinem. Er legte eine
seiner großen Hände an mein Gesicht und hielt es fest, damit ich nicht wieder
auf dumme Gedanken kam. Dabei hatte ich nicht vor, ihm im Weg zu stehen, wenn
er mich um den Verstand küssen wollte; mein Verstand war sowieso überbewertet
und machte generell nur Probleme. Ich drückte viel lieber meinen Unterleib
gegen sein, um die Reibung zu erhöhen. Küssen war gut, war fantastisch, aber
wir hatten definitiv noch zu viele Stoffschichten zwischen uns.
Als meine Hände auf
seinem Po landeten und ihn an mich drückten, hatte er schließlich Einsehen.
Sein Mund wanderte hungrig von meinen Lippen über meinen Kiefer zu meiner Kehle
und biss sanft hinein. Gleichzeitig beschleunigte er die Bewegung seines
Beckens und trieb mich damit an den Rand des Wahnsinns.
„Mischa“, keuchte ich
und erntete einen verdammt zufriedenen Laut. Anscheinend hörte hier jemand
gerne den eigenen Namen. „Ausziehen!“
Er nahm seine Lippen
nur für wenige Momente von meiner Haut. „Geduld, junger Padawan.“
„Nicht meine Stärke“,
erwiderte ich und drückte meine Hüften zum Beweis gegen seine.
Mischa hielt inne,
stütze sich neben meinem Kopf ab und sah mich an. „Das kann man lernen.“
Ich hatte den Mund
bereits für eine Antwort geöffnet, da küsste er mich wieder, aber anders als
bisher. Sanfter, kontrollierter, tiefer gehend. Was auch immer ich hatte sagen
wollen zerfloss in dem Kuss.
Als er sich von mir
löste, bedauerte ich es. Von mir aus hätte er mich die ganze Nacht lang so
küssen können. Mischa lächelte mich wissend an, drückte seine Lippen noch
einmal auf meine und rutschte hinunter, damit er besser an meinen Hals kam. Ich
hatte nicht bemerkt, dass er während des Kusses still auf mir gelegen hatte,
aber als er nun da weitermachte, wo er aufgehört hatte, fing er sich auch
wieder an zu bewegen. Die Blitze, die augenblicklich durch meinen Körper
fuhren, waren noch intensiver als vorher.
Langsam, unendlich
langsam arbeitete er sich an meinem Hals hinunter, küsste, liebkoste, leckte
jeden Millimeter Haut. Als er an den Kragen meines Shirts kam, zog er diesen so
weit er konnte beiseite. Erst, als es nicht mehr anders ging, setzte er sich
auf meine Beine und machte kurzen Prozess mit dem Shirt.
Ich hatte die Augen
schon seit einiger Zeit geschlossen und genoss nur noch. Aber er machte nicht
weiter, nachdem das Shirt auf dem Boden gelandet war.
Meine Lider schienen
Tonnen zu wiegen, doch ich kämpfte sie auf und der Anblick, der sich mir bot,
war die Herkulesarbeit wert: Mischa saß aufrecht, so dass ich beste Aussicht
auf seinen muskulösen Oberkörper hatte, der sich mit den raschen Atemzügen hob
und senkte. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Raubtierhaftes, aber als er
aufsah und sich unsere Blicke trafen, wurde er für eine Sekunde fast zärtlich.
Dann rutschte Mischa ein wenig nach vorne, so dass er genau auf meinem Schritt
saß, und ließ seine Hüften kreisen.
Ich legte den Kopf in
den Nacken und stöhnte. Der Kerl machte mich fertig; merkte er nicht, dass das
längst genug Vorspiel für mich war?
Er erhörte meinen
Wunsch zumindest halb als er sich wieder herunterbeugte und sich nun ungestört
meinem Oberkörper widmete. Er knabberte an meinem Schlüsselbein, leckte über
meine Brustwarzen, biss mir spielerisch in die Seite, glitt mit der Zunge in
meinen Bauchnabel. Es war, als wäre er nicht zufrieden, bevor er jedes einzelne
bisschen Haut von mir in Besitz genommen hatte. Als er Schmetterlingsküsse auf
meinen Rippen verteilte, hielt ich es nicht mehr aus und wollte zumindest den
Knopf meiner Jeans öffnen, aber Mischa hielt meine Hand fest und zog sie weg,
bevor ich auch nur in die Nähe des Knopfes gekommen war. Der nächste Biss war
deutlich fester, wenn auch nicht ernstlich schmerzhaft. Aber es reichte, um die
Message rüberzubringen: Mischas Tempo war Mischas Tempo. Und wenn ich an
Ungeduld starb, bis er auch nur bei meinem Hosenbund angekommen war, dann starb
ich eben an Ungeduld.
Ich knurrte ungehalten
und griff mit einer Hand in seine Haare und mit der anderen ins Bettlaken.
Etwas anderes blieb mir ja nicht übrig, aber für etwas anderes hatte ich bald
auch keine Kraft mehr, denn je näher er besagtem Hosenbund kam, desto schwächer
wurde mein Körper und desto unverständlicher wurden meine Gedanken.
Wenigstens versuchte
er nicht, die Hose erst so weit wie möglich aus dem Weg schieben. Dafür aber
hielt er lange genug inne, dass ich die Augen öffnete und seinem Blick
begegnete. Während er sich mit einer Hand auf dem Bett abstützte, öffnete er
mit der anderen geschickt den Hosenknopf. Mein Herz schlug mittlerweile nicht
mehr in meinem Brustkorb, sondern es pochte in meinem ganzen Körper. Und obwohl
ich mich fühlte, als könne ich noch nicht einmal mehr den kleinen Finger
bewegen, hielt ich meinen Kopf oben, um den Blickkontakt nicht zu unterbrechen.
Er zog den Reißverschluss Zahn um Zahn auf und fuhr, als er fertig war, die
Linie mit dem Zeigefinger weiter, zwischen meine Beine.
Ich verfluchte mich
dafür, heute eine Jeans anzogen zu haben, denn durch den dicken Stoff konnte
ich die Berührung nur erahnen und die Mischung aus dem Wissen, dass Mischas
Hand gerade an meinem Hintern war und der Unfähigkeit, das voll auszukosten,
war schlimmer als alles Hinhalten bisher zusammen.
Und dann fuhr er
wieder nach oben, legte seine Handfläche auf die geöffnete Hose und begann mich
fest zu massieren.
Zum Glück war Thomas
nicht zu Hause, denn ich hatte die Kontrolle über meine Stimme längst verloren.
Ich war zwar noch nie einer der Menschen gewesen, die beim Sex keinen Mucks
machen, aber so unbeherrscht zu sein, dass ich am nächsten Morgen mit
Sicherheit heiser sein würde, war mir auch noch nicht passiert.
„Mischa …!“
Er hielt inne und sah mich
auffordernd an.
Ich hob das Becken an,
aber er tat, als verstehe er nicht. Dabei musste ihm bewusst sein, wie schwer
es mir gerade fiel, verständliche Worte zu artikulieren.
„Mischa … komm
schon …“
„Was denn, Milo?“
Seine Stimme war geschmeidig wie flüssiger Honig und sein Lächeln ließ gefühlte
tausend Schmetterlinge zu dem Chaos dazukommen, das sowieso schon in mir
herrschte. Dabei war die Zeit für Schmetterlinge doch längst vorbei.
„Die Hose …“ Ich hob erneut mein
Becken, konnte gar nicht anders, musste mich ihm entgegenrecken. Wie konnte er
so ruhig bleiben, während ich hier zugrunde ging?
„Die hier?“, fragte er
gespielt unschuldig und hörte mit der Massage auf, um an der Stoffecke neben
dem Knopfloch zu zupfen.
Ja, natürlich die.
Sonst hatte ich ja keine an.
„Was ist damit?“
Ich stöhnte
verzweifelt auf. Warum tat er mir das an? Er wusste doch genau, was ich wollte,
verdammt noch mal!
Das animalische
Lächeln war zurück, als er den Stoff losließ und sich über mich beugte.
„Was möchtest du, Milo?“
Die Frage war nur ein Flüstern und wurde von einem sachten Biss in mein
Ohrläppchen begleitet.
Dich. In mir. Jetzt.
Aber das zu sagen
hätte wenig gebracht, das war mir bereits bewusst. Mischas Tempo war eben
Mischas Tempo.
„Hose“, keuchte ich,
„ausziehen.“
Seine Lippen wanderten
zu der empfindlichen Haut unterhalb meines Ohres. „Du möchtest, dass ich dir
die Hose ausziehe?“
Ja, ja, JA,
verdammt noch mal!
Ich erschauderte, als
sein Atem die nassen Stellen meiner Haut traf, riss mich aber genug am Riemen,
um zu nicken.
„Dein Wunsch ist mein
Befehl.“
Ja, genau. Deswegen
trugen wir auch beide noch unsere Hosen und Unterwäsche. Wenn es nach mir
ginge, wären wir längst beim letzten dritten Akt angekommen und nicht im Prolog
stecken geblieben – oder aber wir wären bereits wieder beim ersten
Akt.
„Deine … Rache?“
Mischa war gerade
dabei gewesen, sich aufzusetzen und meiner Bitte (hoffentlich) endlich
nachzukommen, aber nun hielt er inne. Großartig gemacht, Milo, genau das war
jetzt das Richtige: Noch mehr Verzögerung!
„Was?“
„Ist das“, brachte ich
hervor, bevor ich wieder eine Pause brachte um zu Atem zu kommen, „deine
Rache?“
Dafür, dass ich ihn
warten lassen und sogar weggestoßen hatte, obwohl ich ihn mochte. Obwohl er
wusste, dass ich ihn mochte.
Er brauchte einen
Moment, dann verstand er und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht.
Das …“, sagte er und kam wieder zu mir herunter, „… ist meine
Belohnung.“ Sein Lächeln schmolz in unserem Kuss.
Mischa küsste nicht
nur gut, sondern auch richtig gerne. Und ließ sich gerne Zeit dabei. Und ich
küsste ihn gerne zurück. Dennoch, war ich noch nie so erleichtert gewesen, aus
einem Kleidungsstück herauszukommen, als er sich von mir löste, die Finger in
den Bund meiner Hose einhakte und sie samt Unterhose nach unten zog. Doch in
der Mitte meines Oberschenkels angekommen stoppte er plötzlich. Einzig der
hungrige Blick, mit dem er meine Körpermitte anstarrte, entschädigte mich
etwas. Aber anstarren konnte er mich gleich noch – er durfte noch
ganz andere Dinge mit mir tun, wenn er mir nur endlich die scheiß Hose
auszog!
Als er sich auch nach
mehreren Herzschlägen nicht bewegte, ließ ich meine Hand langsam über meine
Brust und meinen Bauch gleiten, in einer geraden Linie, bis –
Mischa hielt meine
Hand erneut fest und sah mich doch tatsächlich rügend an.
„Hose“, presste ich
hervor und sah betont auf meine Beine. Da, wo sie jetzt lag, war das scheiß
Ding schließlich noch mehr im Weg als vorher!
Er grinste
entschuldigend, ließ mein Handgelenk langsam und fast argwöhnisch los, dann zog
er mir mit raschen Bewegungen nicht nur Hose und Unterwäsche, sondern gleich
auch noch die Socken aus.
Na also, es ging doch.
Als er auf allen
Vieren hochkroch, hatte ich einen so schönen Ausblick auf seine Schultern und
die Muskeln, die unter der Haut arbeiteten, dass ich mich am liebsten bis an
das Kopfende des Bettes hochgeschoben hätte, nur, damit er noch etwas weiter
krabbeln musste.
Aber ich war ja nicht
Mischa.
Über meinem Schritt
hielt er inne und sah mich fragend an.
Ich nickte. „Seit dem
letzten Test war ich keusch.“
Sein Lächeln
vereinigte Erleichterung, Vorfreude und etwas, das ich nicht einordnen
konnte – zumindest nicht in den Sekunden bis er einen Kuss auf die
Spitze hauchte und Lächeln und Hinhalten und alles andere sowieso nebensächlich
wurden.
Vielleicht war er
tatsächlich um Längen besser als meine bisherigen; vielleicht lag es an den
dreieinhalb Monaten Enthaltsamkeit; vielleicht daran, dass er es so
offensichtlich so verdammt genoss; vielleicht daran, dass ich so oft davon
geträumt hatte und dachte, ich würde es nie erleben; vielleicht auch daran,
dass er er war; oder vielleicht auch ein bisschen an allem. Auf jeden
Fall fühlte es sich an, als wäre es das erste, letzte, beste, einzige
Mal, das zählte. Und dabei war ich nie verrückt nach Oralsex gewesen. Es war
okay – aber mal ehrlich: Wer freute sich schon mehr auf den Salat als
auf den Hauptgang oder das Dessert? Eben. Vorspiel war eben nicht mein Ding und
nur Oralsex ließ mich nur bedingt befriedigt zurück.
Aber das hier war kein
Salat, das war ein Kaiserschmarren mit heißen Früchten und hausgemachtem
Vanilleeis. Inklusive Schlagsahne, haufenweise Schlagsahne. Und ich würde
morgen garantiert heiser sein.
Das einzige, was ich
verfluchte, war, dass Mischas jedes Mal, wenn ich kurz davor war, meine
Erlösung verhinderte. Ich konnte nicht sagen, wie oft ich schon frustriert
aufgeschrien hatte, nur um wenige Momente darauf froh zu sein, dass es noch
nicht vorbei war, aber ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde.
Als er das nächste mal langsamer wurde, versammelte ich meine letzten paar
Gehirnzellen und stieß seinen Namen zwischen den Lippen hervor.
Mischa unterbrach das
Spiel und sah zu mir nach oben. Das Bild, wie er zwischen meinen Beinen saß,
würde ich wohl nie wieder vergessen.
„Was denn, Milo?“
Ich wollte antworten,
aber ich konnte nicht. Die paar Gehirnzellen brauchten etwas Regenerationszeit.
Stattdessen hob ich meine Hand und streckte sie nach ihm aus. Er legte seine
hinein und ließ sich von mir heraufziehen.
Scheiße, ich liebte
sein Lächeln!
Er küsste mich
zärtlich und raunte dann: „Möchtest du kommen?“
Ich schüttelte den
Kopf. „Erst wenn du …“ Luft, Atem, Gehirnzellen, Regeneration. „… in
mir …“
Man aß das Dessert
nicht vor dem Hauptgang. Und ich bezweifelte, dass ich nach all dem noch
Energie für einen zweite Runde haben würde.
Das Verb war in meinem
Rachen stecken geblieben, aber Mischa hatte auch so verstanden. Er schien drei,
vier Sekunden lang zu gefrieren, dann stieß er die Luft in seinen Lungen aus.
„Scheiße, Milo“,
keuchte er, seine Stimme noch rauer als zuvor und küsste mich.
Als er sein Bein
anzog, spürte ich die Reibung seiner Hose an meiner Haut und mir wurde bewusst,
dass er immer noch zuviel anhatte. Und weil das nun wirklich nicht ging,
nutzte ich den Kuss, um mich über ihn zu rollen. Auf Mischas Doppelbett hätten
wir dafür ein wenig mehr Platz gehabt, aber es funktionierte auch so. Ich löste
mich von ihm und setzte mich auf seinen Bauch. Erst mal wieder zu Atem kommen.
Das musste ich wirklich unbedingt, ansonsten würde ich den nächsten Teil nicht
so genießen können, wie ich wollte. Und sollte, schließlich …
Nein, nein, nein.
Nicht nachdenken, genießen!
Sein fragender Blick
war fast schon unschuldig und ich konnte nicht anders, als schadenfreudig zu
grinsen, als ich säuselte:
„Jetzt bin ich dran.“
Mischa hatte jeden
Millimeter meiner Haut erkundet, und genau das tat ich auch. Jede Wölbung, jede
Kuhle, jedes Stückchen Haut, das ich seit dem ersten Morgen, als er oben ohne
in die Küche gestolpert war, nicht hatte vergessen können. Ich liebkoste den
Leberfleck, fand unterhalb des linken Brustmuskels seinen Zwilling und begrüßte
auch ihn; ich rieb genüsslich mit den Händen über die starken Schultern und
zeichnete die Bauchmuskeln, die mich so faszinierten, mit der Zunge nach; ich
biss warnend in seine rechte Brustwarze, als er viel zu früh wieder die
Kontrolle übernehmen wollte, und richtete mich auf.
„Meins!“
Und Mischa gab sich
hin.
Ich würde gerne
behaupten, dass ich ebenso viel und lang anhaltende Selbstdisziplin hatte wie
er, aber dazu war ich einfach zu ungeduldig. Mischa verlor seine Hosen um
einiges schneller als ich meine verloren hatte, die Socken ebenso, aber dafür
ließ ich ihm die Pants noch eine Weile. Ich schmiegte mein Gesicht an die
Wölbung, küsste sie, ließ sie vorsichtig meine Zähne spüren.
Dennoch, auch hier
hatte ich nicht so viel Geduld wie er und schließlich zog ich sie ihm aus und
sah ihn fragend an. Er nickte.
Eigentlich tat ich das
nicht. Eigentlich gehörte für mich selbst beim Oralsex das Kondom dazu; sogar
mein Ex, der selbst Wert auf Sicherheit legte, hatte mehrere Monate und das
Ergebnis – schwarz auf weiß! – des gemeinsamen Tests
gebraucht, um mich dazu zu bringen, das Kondom wegzulassen. Eigentlich war ich
übervorsichtig und misstrauisch, was solche Dinge anging – und wenn
man mich gefragt hätte, dann hätte ich nicht sagen können, warum mir Mischas
Nicken reichte. Es tat es einfach. Wahrscheinlich hatten die Zombies mein
Gehirn doch gefressen. Außerdem wollte ich ihn schmecken.
Wenn das vorhin das
erste Mal gewesen war, dass sich Oralsex dem ‚Original‘ gleichwertig angefühlt
hatte, dann war das jetzt das erste Mal, dass ich es genoss, beim Oralsex aktiv
zu sein. Sonst war es immer ein Gefallen an den anderen gewesen, ein Teil des
Spiels, das man eben machen musste, um zum Kern der Sache zu kommen, aber
hier …
Mischa unter mir
liegen zu sehen war der erste Kick. Mittlerweile konnte er seine Ungeduld auch
nicht mehr verbergen, was dem ganzen noch mehr Würze gab, da er sichtlich
Probleme bekam, sich zurückzuhalten. Es war berauschend, ihn zu spüren,
riechen, schmecken, ihm so nahe zu sein. Was meine Beherrschung aber völlig außer
Gefecht setzte, war seine Stimme, die zwischen den unverständlichen Lauten
immer und immer wieder meinen Namen sagte.
Als er seine äußerste
Grenze erreichte, zog er mich hoch und war schneller wieder über mir, als sein
Geschmack von meiner Zunge verschwand.
Erneut fiel mir auf,
wie gut es sich anfühlte, von Mischa in die Matratze gedrückt zu werden. Ich
schlang meine Beine um ihn und drückte uns so fest aneinander, dass er sich
nicht mehr bewegen konnte. Seine Erregung an meiner zu spüren war beinahe
unwirklich, aber auf eine gute Art.
„Schublade!“ Das Wort
kratze in meiner Kehle, als ich die Beine wieder etwas lockerte, damit er der
Aufforderung folgen konnte.
Mischa küsste mich und
bewegte sein Becken gegen meines. Dann richtete er sich etwas auf und ich
seufzte ein lautloses: Endlich! Doch meine Gedanken zerstieben in
hundert Richtungen, als er statt nach dem Schubladenknauf zwischen uns griff
und anfing uns zu reiben. Meine Hände lagen auf seinen Schultern und eigentlich
wollte ich ihn etwas von mir schieben, um ihn dazu zu bringen, anzuhalten, aber
mir fehlte die Willenskraft. Es war schon schwierig genug, den Kopf zur Seite
zur drehen.
„Mischa, wenn du
nicht …“
‚… damit
aufhörst, komme ich‘, wollte ich sagen, aber er verschloss meine
Lippen und verschluckte die Worte. Dabei war ich mir sicher, dass er wusste,
worauf ich hinaus wollte.
Seine Hand wurde
schneller, der Kuss fahriger, bis er schließlich abbrach. Da war schlicht weder
genug Luft noch genug Körperkontrolle, um ihn fortzuführen.
„Milo.“ Seine raue
Stimme sorgte für absolute Reizüberflutung, dennoch hörte ich die nächsten
Worte. „Sieh mich an.“
Ich tat es. Sein Blick
ließ mich bis in die Haarspitzen erschaudern. Verlangen, Zuneigung und Lust
mischten sich mit gefühlten hundert anderen Emotionen; und über ihnen allen lag
wie ein Schleier mühsam zusammengehaltene Beherrschung. Ich hätte ihn küssen
können, wenn ich nicht fiebrig vor Verlangen gewesen wäre.
Die grünen Sprenkel in
seinen Augen brannten sich in meine, bevor seine Hand noch schneller wurde und
ein Zittern meinen Körper ergriff.
Als ich kam, schrie
ich seinen Namen ohne Stimme. Für einen Moment war alles weiß, dann hörte ich
sein tiefes Stöhnen und fühlte, wie er gleich darauf auf mir zusammensackte.
Ich spürte seinen Atem an meinem Hals und ließ die Lider geschlossen, um den
Moment noch etwas auskosten zu können.
Doch die Hitze verließ
meinen Körper schneller als mir lieb war.
Da sagte er die ganze
Zeit, dass er auf mich stand und nun, wo er die Gelegenheit gehabt und ich
gewollt hatte, da hatte er sich mit … Wichsen zufrieden gegeben. Und
ein bisschen Oral, aber das Finale hatte dennoch aus reiner Handarbeit
bestanden.
Obwohl Mischas
Körperwärme immer noch einem kleinen Ofen Konkurrenz machte, wurde mir kalt und
unsere Bäuche klebten unangenehm aneinander. Doch als ich eine Hand an seine
Schulter legte und ihn wegdrücken wollte, brummte er nur unwillig. Wirklich
Lust auf oder irgendwelche Reserven für einen ernsthaften Kraftaufwand hatte
ich nicht, also ließ ich ihn und sagte:
„Du hast nicht mit mir
geschlafen.“ Eine Feststellung, aber die Frage dahinter war
deutlich – hoffte ich zumindest. Oder vielleicht sollte ich lieber
hoffen, dass er mich nicht gehört hatte. Nach dem Sex über den Sex zu sprechen
war im besten Fall stimmungskillend und im schlimmsten eine verdammt schlechte
Idee. Ich nahm an, dass diese Regel auch hier griff. Also warum hatte ich bitte
den Mund aufgemacht?!
Ich spürte, wie Mischa
einen Moment den Atem anhielt. Als er sprach, klang seine Stimme brummig und
träge. „Und was war das gerade?“
Kein richtiger
Sex – das wollte ich sagen, tat es aber nicht. War
wahrscheinlich besser so.
Er seufzte, als keine
Antwort kam. „War ja klar, dass du das falsch verstehst.“ Dann stemmte er sich
hoch und sah mich an.
„Ich will schon – es
nicht zu tun, hat mehr Selbstbeherrschung verlangt, als ich eigentlich habe.“
Er lächelte angespannt. „Und wenn du es nach genug Schlaf und Zeit, darüber
nachzudenken, immer noch willst, können wir es gerne nachholen.“
Ich spürte das Aber
kommen, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte.
„Aber …“ Da,
bitte. „… ich habe Bedingungen.“
… Bedingungen.
Das hörte sich unheilvoll an. Nach etwas, das ich nicht erfüllen konnte.
Dennoch hörte ich mich fragen: „Die da wären?“
Das Lächeln flackerte
unstet. „Die wichtigste kennst du schon: Ich stehe weder auf One-Night-Stands
noch auf Affären. Ich bin da altmodisch …“ Er zögerte, sah aus, als wolle
er noch etwas sagen, doch dann beugte er sich zu mir und gab mir einen
bestimmenden Kuss, bei dem ich mir, obwohl ich völlig fertig
war, wünschte, nicht ganz so fertig zu sein.
„Lass uns morgen
darüber reden, ja? Ich bin müde und möchte jetzt lieber nicht nachdenken
müssen“, murmelte er und küsste mich, bis ich nickte.
Morgen, sicher. Morgen
hörte sich gut an.
Mischa verharrte noch
einen Moment, dann richtete er sich ganz auf und öffnete nun doch noch die
Schublade, um darin nach Taschentüchern zu kramen. Er wischte erst meinen,
danach seinen eigenen verschmierten Bauch sauber. Dann machte er die
Nachttischlampe neben mir an. Wozu verstand ich nicht ganz, immerhin brannte im
Zimmer immer noch Licht, aber bevor ich fragen konnte, stand er auf, entsorgte
die Taschentücher im Papierkorb, löschte das Deckenlicht und verließ das
Zimmer.
Mein Herz sank als
kalter, harter Eisenklumpen in meinen Bauch, aber ich war zu erschöpft und von
meiner eigenen Reaktion zu verwirrt, zu sehr außerhalb mir selbst, um etwas tun
zu können. Er ließ mich tatsächlich alleine zurück. Unschön.
Ich schloss die Augen,
dann hörte ich ihn zurückkommen und öffnete sie wieder. Nun war es im
Wohnzimmer hinter der offene Zimmertür dunkel, wahrscheinlich genau so wie im
Rest der Wohnung. Mischa drückte die Tür zu und kam zurück zum Bett.
Ich starrte ihn an,
noch unfähig, etwas zu sagen oder tun, aber er lächelt nur und zupfte an der
Decke.
„Vielleicht sollten
wir besser drunter kriechen für den Rest der Nacht?“
Ja, vielleicht.
Nachdenken hatten wir ja auf morgen verschoben.
***
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