Update-Info

07.01.2015: Ich wünsche allen ein (verspätetes) frohes neues Jahr! :)

Bei uns hat das Jahr leider mit einer Krebsdiagnose begonnen. Nicht meine, aber dennoch werden die Kapitel in absehbarer Zeit nur sehr unregelmäßig erscheinen.

Dienstag, 1. Januar 2013

Wieder und wieder 09:

[Schon wieder einen Tag zu spät. Entschuldigt bitte. Silvester war … Silvester eben. Ruhig ist anders.]



Ich war ungeduldig. Mischa hatte Bedingungen.



Während ich von dem Gefühl von Mischas Zunge in meinem Mund noch völlig außer Gefecht gesetzt war, schob er mich rückwärts auf mein Bett zu und gab mir einen Schubs, so dass ich mit dem Rücken auf die Decke fiel. Einen Moment lang verharrte er und betrachtete mich. Intensiv, aber … anders als sonst; dann folgte er mir. 
Sobald ich es zu fassen bekam, begann ich, an seinem Shirt zu zerren, bis er mir half und es sich in einer raschen Bewegung über den Kopf zog. Ich hatte kaum Zeit, Luft zu holen, da küsste er mich schon wieder. Ich liebte es. Liebte es, wie er in meine Unterlippe biss, wie mir sein Blick begegnete, als ich meine Augen öffnete, wie mich sein Gewicht in die Matratze drückte, wie er sich an mir rieb, als könne er mir nicht nah genug sein. Liebte es, wie alles andere dabei unwichtig wurde und ich mich nur dem Moment hingeben konnte.
Meine Hände erkundeten seinen Rücken und seine Haut war heiß unter meinen Fingern. Nicht warm, heiß. Ich wollte sie spüren, ertasten, in mein Gedächtnis brennen, mit Händen, Lippen und Zunge. Aber als ich den Kuss löste und dem Drang nachgeben wollte, knurrte er ungehalten auf und verschloss meinen Mund wieder mit seinem. Er legte eine seiner großen Hände an mein Gesicht und hielt es fest, damit ich nicht wieder auf dumme Gedanken kam. Dabei hatte ich nicht vor, ihm im Weg zu stehen, wenn er mich um den Verstand küssen wollte; mein Verstand war sowieso überbewertet und machte generell nur Probleme. Ich drückte viel lieber meinen Unterleib gegen sein, um die Reibung zu erhöhen. Küssen war gut, war fantastisch, aber wir hatten definitiv noch zu viele Stoffschichten zwischen uns.

Als meine Hände auf seinem Po landeten und ihn an mich drückten, hatte er schließlich Einsehen. Sein Mund wanderte hungrig von meinen Lippen über meinen Kiefer zu meiner Kehle und biss sanft hinein. Gleichzeitig beschleunigte er die Bewegung seines Beckens und trieb mich damit an den Rand des Wahnsinns.
„Mischa“, keuchte ich und erntete einen verdammt zufriedenen Laut. Anscheinend hörte hier jemand gerne den eigenen Namen. „Ausziehen!“
Er nahm seine Lippen nur für wenige Momente von meiner Haut. „Geduld, junger Padawan.“
„Nicht meine Stärke“, erwiderte ich und drückte meine Hüften zum Beweis gegen seine.
Mischa hielt inne, stütze sich neben meinem Kopf ab und sah mich an. „Das kann man lernen.“
Ich hatte den Mund bereits für eine Antwort geöffnet, da küsste er mich wieder, aber anders als bisher. Sanfter, kontrollierter, tiefer gehend. Was auch immer ich hatte sagen wollen zerfloss in dem Kuss. 
Als er sich von mir löste, bedauerte ich es. Von mir aus hätte er mich die ganze Nacht lang so küssen können. Mischa lächelte mich wissend an, drückte seine Lippen noch einmal auf meine und rutschte hinunter, damit er besser an meinen Hals kam. Ich hatte nicht bemerkt, dass er während des Kusses still auf mir gelegen hatte, aber als er nun da weitermachte, wo er aufgehört hatte, fing er sich auch wieder an zu bewegen. Die Blitze, die augenblicklich durch meinen Körper fuhren, waren noch intensiver als vorher.
Langsam, unendlich langsam arbeitete er sich an meinem Hals hinunter, küsste, liebkoste, leckte jeden Millimeter Haut. Als er an den Kragen meines Shirts kam, zog er diesen so weit er konnte beiseite. Erst, als es nicht mehr anders ging, setzte er sich auf meine Beine und machte kurzen Prozess mit dem Shirt.
Ich hatte die Augen schon seit einiger Zeit geschlossen und genoss nur noch. Aber er machte nicht weiter, nachdem das Shirt auf dem Boden gelandet war.
Meine Lider schienen Tonnen zu wiegen, doch ich kämpfte sie auf und der Anblick, der sich mir bot, war die Herkulesarbeit wert: Mischa saß aufrecht, so dass ich beste Aussicht auf seinen muskulösen Oberkörper hatte, der sich mit den raschen Atemzügen hob und senkte. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Raubtierhaftes, aber als er aufsah und sich unsere Blicke trafen, wurde er für eine Sekunde fast zärtlich. Dann rutschte Mischa ein wenig nach vorne, so dass er genau auf meinem Schritt saß, und ließ seine Hüften kreisen.
Ich legte den Kopf in den Nacken und stöhnte. Der Kerl machte mich fertig; merkte er nicht, dass das längst genug Vorspiel für mich war?
Er erhörte meinen Wunsch zumindest halb als er sich wieder herunterbeugte und sich nun ungestört meinem Oberkörper widmete. Er knabberte an meinem Schlüsselbein, leckte über meine Brustwarzen, biss mir spielerisch in die Seite, glitt mit der Zunge in meinen Bauchnabel. Es war, als wäre er nicht zufrieden, bevor er jedes einzelne bisschen Haut von mir in Besitz genommen hatte. Als er Schmetterlingsküsse auf meinen Rippen verteilte, hielt ich es nicht mehr aus und wollte zumindest den Knopf meiner Jeans öffnen, aber Mischa hielt meine Hand fest und zog sie weg, bevor ich auch nur in die Nähe des Knopfes gekommen war. Der nächste Biss war deutlich fester, wenn auch nicht ernstlich schmerzhaft. Aber es reichte, um die Message rüberzubringen: Mischas Tempo war Mischas Tempo. Und wenn ich an Ungeduld starb, bis er auch nur bei meinem Hosenbund angekommen war, dann starb ich eben an Ungeduld.
Ich knurrte ungehalten und griff mit einer Hand in seine Haare und mit der anderen ins Bettlaken. Etwas anderes blieb mir ja nicht übrig, aber für etwas anderes hatte ich bald auch keine Kraft mehr, denn je näher er besagtem Hosenbund kam, desto schwächer wurde mein Körper und desto unverständlicher wurden meine Gedanken.
Wenigstens versuchte er nicht, die Hose erst so weit wie möglich aus dem Weg schieben. Dafür aber hielt er lange genug inne, dass ich die Augen öffnete und seinem Blick begegnete. Während er sich mit einer Hand auf dem Bett abstützte, öffnete er mit der anderen geschickt den Hosenknopf. Mein Herz schlug mittlerweile nicht mehr in meinem Brustkorb, sondern es pochte in meinem ganzen Körper. Und obwohl ich mich fühlte, als könne ich noch nicht einmal mehr den kleinen Finger bewegen, hielt ich meinen Kopf oben, um den Blickkontakt nicht zu unterbrechen. Er zog den Reißverschluss Zahn um Zahn auf und fuhr, als er fertig war, die Linie mit dem Zeigefinger weiter, zwischen meine Beine.
Ich verfluchte mich dafür, heute eine Jeans anzogen zu haben, denn durch den dicken Stoff konnte ich die Berührung nur erahnen und die Mischung aus dem Wissen, dass Mischas Hand gerade an meinem Hintern war und der Unfähigkeit, das voll auszukosten, war schlimmer als alles Hinhalten bisher zusammen.
Und dann fuhr er wieder nach oben, legte seine Handfläche auf die geöffnete Hose und begann mich fest zu massieren. 
Zum Glück war Thomas nicht zu Hause, denn ich hatte die Kontrolle über meine Stimme längst verloren. Ich war zwar noch nie einer der Menschen gewesen, die beim Sex keinen Mucks machen, aber so unbeherrscht zu sein, dass ich am nächsten Morgen mit Sicherheit heiser sein würde, war mir auch noch nicht passiert.

„Mischa …!“
Er hielt inne und sah mich auffordernd an.
Ich hob das Becken an, aber er tat, als verstehe er nicht. Dabei musste ihm bewusst sein, wie schwer es mir gerade fiel, verständliche Worte zu artikulieren.
„Mischa … komm schon …“
„Was denn, Milo?“ Seine Stimme war geschmeidig wie flüssiger Honig und sein Lächeln ließ gefühlte tausend Schmetterlinge zu dem Chaos dazukommen, das sowieso schon in mir herrschte. Dabei war die Zeit für Schmetterlinge doch längst vorbei.
 „Die Hose …“ Ich hob erneut mein Becken, konnte gar nicht anders, musste mich ihm entgegenrecken. Wie konnte er so ruhig bleiben, während ich hier zugrunde ging?
„Die hier?“, fragte er gespielt unschuldig und hörte mit der Massage auf, um an der Stoffecke neben dem Knopfloch zu zupfen.
Ja, natürlich die. Sonst hatte ich ja keine an.
„Was ist damit?“
Ich stöhnte verzweifelt auf. Warum tat er mir das an? Er wusste doch genau, was ich wollte, verdammt noch mal!
Das animalische Lächeln war zurück, als er den Stoff losließ und sich über mich beugte.
„Was möchtest du, Milo?“ Die Frage war nur ein Flüstern und wurde von einem sachten Biss in mein Ohrläppchen begleitet.
Dich. In mir. Jetzt.
Aber das zu sagen hätte wenig gebracht, das war mir bereits bewusst. Mischas Tempo war eben Mischas Tempo.
„Hose“, keuchte ich, „ausziehen.“
Seine Lippen wanderten zu der empfindlichen Haut unterhalb meines Ohres. „Du möchtest, dass ich dir die Hose ausziehe?“
Ja, ja, JA, verdammt noch mal!
Ich erschauderte, als sein Atem die nassen Stellen meiner Haut traf, riss mich aber genug am Riemen, um zu nicken.
„Dein Wunsch ist mein Befehl.“
Ja, genau. Deswegen trugen wir auch beide noch unsere Hosen und Unterwäsche. Wenn es nach mir ginge, wären wir längst beim letzten dritten Akt angekommen und nicht im Prolog stecken geblieben – oder aber wir wären bereits wieder beim ersten Akt.
„Deine … Rache?“
Mischa war gerade dabei gewesen, sich aufzusetzen und meiner Bitte (hoffentlich) endlich nachzukommen, aber nun hielt er inne. Großartig gemacht, Milo, genau das war jetzt das Richtige: Noch mehr Verzögerung!
„Was?“
„Ist das“, brachte ich hervor, bevor ich wieder eine Pause brachte um zu Atem zu kommen, „deine Rache?“
Dafür, dass ich ihn warten lassen und sogar weggestoßen hatte, obwohl ich ihn mochte. Obwohl er wusste, dass ich ihn mochte.
Er brauchte einen Moment, dann verstand er und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Das …“, sagte er und kam wieder zu mir herunter, „… ist meine Belohnung.“ Sein Lächeln schmolz in unserem Kuss.

Mischa küsste nicht nur gut, sondern auch richtig gerne. Und ließ sich gerne Zeit dabei. Und ich küsste ihn gerne zurück. Dennoch, war ich noch nie so erleichtert gewesen, aus einem Kleidungsstück herauszukommen, als er sich von mir löste, die Finger in den Bund meiner Hose einhakte und sie samt Unterhose nach unten zog. Doch in der Mitte meines Oberschenkels angekommen stoppte er plötzlich. Einzig der hungrige Blick, mit dem er meine Körpermitte anstarrte, entschädigte mich etwas. Aber anstarren konnte er mich gleich noch – er durfte noch ganz andere Dinge mit mir tun, wenn er mir nur endlich die scheiß Hose auszog!
Als er sich auch nach mehreren Herzschlägen nicht bewegte, ließ ich meine Hand langsam über meine Brust und meinen Bauch gleiten, in einer geraden Linie, bis – 
Mischa hielt meine Hand erneut fest und sah mich doch tatsächlich rügend an.
„Hose“, presste ich hervor und sah betont auf meine Beine. Da, wo sie jetzt lag, war das scheiß Ding schließlich noch mehr im Weg als vorher!
Er grinste entschuldigend, ließ mein Handgelenk langsam und fast argwöhnisch los, dann zog er mir mit raschen Bewegungen nicht nur Hose und Unterwäsche, sondern gleich auch noch die Socken aus.
Na also, es ging doch.
Als er auf allen Vieren hochkroch, hatte ich einen so schönen Ausblick auf seine Schultern und die Muskeln, die unter der Haut arbeiteten, dass ich mich am liebsten bis an das Kopfende des Bettes hochgeschoben hätte, nur, damit er noch etwas weiter krabbeln musste.
Aber ich war ja nicht Mischa.
Über meinem Schritt hielt er inne und sah mich fragend an.
Ich nickte. „Seit dem letzten Test war ich keusch.“
Sein Lächeln vereinigte Erleichterung, Vorfreude und etwas, das ich nicht einordnen konnte – zumindest nicht in den Sekunden bis er einen Kuss auf die Spitze hauchte und Lächeln und Hinhalten und alles andere sowieso nebensächlich wurden.

Vielleicht war er tatsächlich um Längen besser als meine bisherigen; vielleicht lag es an den dreieinhalb Monaten Enthaltsamkeit; vielleicht daran, dass er es so offensichtlich so verdammt genoss; vielleicht daran, dass ich so oft davon geträumt hatte und dachte, ich würde es nie erleben; vielleicht auch daran, dass er er war; oder vielleicht auch ein bisschen an allem. Auf jeden Fall fühlte es sich an, als wäre es das erste, letzte, beste, einzige Mal, das zählte. Und dabei war ich nie verrückt nach Oralsex gewesen. Es war okay – aber mal ehrlich: Wer freute sich schon mehr auf den Salat als auf den Hauptgang oder das Dessert? Eben. Vorspiel war eben nicht mein Ding und nur Oralsex ließ mich nur bedingt befriedigt zurück.
Aber das hier war kein Salat, das war ein Kaiserschmarren mit heißen Früchten und hausgemachtem Vanilleeis. Inklusive Schlagsahne, haufenweise Schlagsahne. Und ich würde morgen garantiert heiser sein.
Das einzige, was ich verfluchte, war, dass Mischas jedes Mal, wenn ich kurz davor war, meine Erlösung verhinderte. Ich konnte nicht sagen, wie oft ich schon frustriert aufgeschrien hatte, nur um wenige Momente darauf froh zu sein, dass es noch nicht vorbei war, aber ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Als er das nächste mal langsamer wurde, versammelte ich meine letzten paar Gehirnzellen und stieß seinen Namen zwischen den Lippen hervor.
Mischa unterbrach das Spiel und sah zu mir nach oben. Das Bild, wie er zwischen meinen Beinen saß, würde ich wohl nie wieder vergessen.
„Was denn, Milo?“
Ich wollte antworten, aber ich konnte nicht. Die paar Gehirnzellen brauchten etwas Regenerationszeit. Stattdessen hob ich meine Hand und streckte sie nach ihm aus. Er legte seine hinein und ließ sich von mir heraufziehen.
Scheiße, ich liebte sein Lächeln!
Er küsste mich zärtlich und raunte dann: „Möchtest du kommen?“
Ich schüttelte den Kopf. „Erst wenn du …“ Luft, Atem, Gehirnzellen, Regeneration. „… in mir …“
Man aß das Dessert nicht vor dem Hauptgang. Und ich bezweifelte, dass ich nach all dem noch Energie für einen zweite Runde haben würde.
Das Verb war in meinem Rachen stecken geblieben, aber Mischa hatte auch so verstanden. Er schien drei, vier Sekunden lang zu gefrieren, dann stieß er die Luft in seinen Lungen aus.
„Scheiße, Milo“, keuchte er, seine Stimme noch rauer als zuvor und küsste mich.
Als er sein Bein anzog, spürte ich die Reibung seiner Hose an meiner Haut und mir wurde bewusst, dass er immer noch zuviel anhatte. Und weil das nun wirklich nicht ging, nutzte ich den Kuss, um mich über ihn zu rollen. Auf Mischas Doppelbett hätten wir dafür ein wenig mehr Platz gehabt, aber es funktionierte auch so. Ich löste mich von ihm und setzte mich auf seinen Bauch. Erst mal wieder zu Atem kommen. Das musste ich wirklich unbedingt, ansonsten würde ich den nächsten Teil nicht so genießen können, wie ich wollte. Und sollte, schließlich …
Nein, nein, nein. Nicht nachdenken, genießen!
Sein fragender Blick war fast schon unschuldig und ich konnte nicht anders, als schadenfreudig zu grinsen, als ich säuselte:
„Jetzt bin ich dran.“

Mischa hatte jeden Millimeter meiner Haut erkundet, und genau das tat ich auch. Jede Wölbung, jede Kuhle, jedes Stückchen Haut, das ich seit dem ersten Morgen, als er oben ohne in die Küche gestolpert war, nicht hatte vergessen können. Ich liebkoste den Leberfleck, fand unterhalb des linken Brustmuskels seinen Zwilling und begrüßte auch ihn; ich rieb genüsslich mit den Händen über die starken Schultern und zeichnete die Bauchmuskeln, die mich so faszinierten, mit der Zunge nach; ich biss warnend in seine rechte Brustwarze, als er viel zu früh wieder die Kontrolle übernehmen wollte, und richtete mich auf.
„Meins!“
Und Mischa gab sich hin.
Ich würde gerne behaupten, dass ich ebenso viel und lang anhaltende Selbstdisziplin hatte wie er, aber dazu war ich einfach zu ungeduldig. Mischa verlor seine Hosen um einiges schneller als ich meine verloren hatte, die Socken ebenso, aber dafür ließ ich ihm die Pants noch eine Weile. Ich schmiegte mein Gesicht an die Wölbung, küsste sie, ließ sie vorsichtig meine Zähne spüren.
Dennoch, auch hier hatte ich nicht so viel Geduld wie er und schließlich zog ich sie ihm aus und sah ihn fragend an. Er nickte.
Eigentlich tat ich das nicht. Eigentlich gehörte für mich selbst beim Oralsex das Kondom dazu; sogar mein Ex, der selbst Wert auf Sicherheit legte, hatte mehrere Monate und das Ergebnis – schwarz auf weiß! – des gemeinsamen Tests gebraucht, um mich dazu zu bringen, das Kondom wegzulassen. Eigentlich war ich übervorsichtig und misstrauisch, was solche Dinge anging – und wenn man mich gefragt hätte, dann hätte ich nicht sagen können, warum mir Mischas Nicken reichte. Es tat es einfach. Wahrscheinlich hatten die Zombies mein Gehirn doch gefressen. Außerdem wollte ich ihn schmecken.
Wenn das vorhin das erste Mal gewesen war, dass sich Oralsex dem ‚Original‘ gleichwertig angefühlt hatte, dann war das jetzt das erste Mal, dass ich es genoss, beim Oralsex aktiv zu sein. Sonst war es immer ein Gefallen an den anderen gewesen, ein Teil des Spiels, das man eben machen musste, um zum Kern der Sache zu kommen, aber hier …
Mischa unter mir liegen zu sehen war der erste Kick. Mittlerweile konnte er seine Ungeduld auch nicht mehr verbergen, was dem ganzen noch mehr Würze gab, da er sichtlich Probleme bekam, sich zurückzuhalten. Es war berauschend, ihn zu spüren, riechen, schmecken, ihm so nahe zu sein. Was meine Beherrschung aber völlig außer Gefecht setzte, war seine Stimme, die zwischen den unverständlichen Lauten immer und immer wieder meinen Namen sagte.
Als er seine äußerste Grenze erreichte, zog er mich hoch und war schneller wieder über mir, als sein Geschmack von meiner Zunge verschwand.
Erneut fiel mir auf, wie gut es sich anfühlte, von Mischa in die Matratze gedrückt zu werden. Ich schlang meine Beine um ihn und drückte uns so fest aneinander, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Seine Erregung an meiner zu spüren war beinahe unwirklich, aber auf eine gute Art.
„Schublade!“ Das Wort kratze in meiner Kehle, als ich die Beine wieder etwas lockerte, damit er der Aufforderung folgen konnte.
Mischa küsste mich und bewegte sein Becken gegen meines. Dann richtete er sich etwas auf und ich seufzte ein lautloses: Endlich! Doch meine Gedanken zerstieben in hundert Richtungen, als er statt nach dem Schubladenknauf zwischen uns griff und anfing uns zu reiben. Meine Hände lagen auf seinen Schultern und eigentlich wollte ich ihn etwas von mir schieben, um ihn dazu zu bringen, anzuhalten, aber mir fehlte die Willenskraft. Es war schon schwierig genug, den Kopf zur Seite zur drehen.
„Mischa, wenn du nicht …“
‚… damit aufhörst, komme ich‘, wollte ich sagen, aber er verschloss meine Lippen und verschluckte die Worte. Dabei war ich mir sicher, dass er wusste, worauf ich hinaus wollte.
Seine Hand wurde schneller, der Kuss fahriger, bis er schließlich abbrach. Da war schlicht weder genug Luft noch genug Körperkontrolle, um ihn fortzuführen.
„Milo.“ Seine raue Stimme sorgte für absolute Reizüberflutung, dennoch hörte ich die nächsten Worte. „Sieh mich an.“
Ich tat es. Sein Blick ließ mich bis in die Haarspitzen erschaudern. Verlangen, Zuneigung und Lust mischten sich mit gefühlten hundert anderen Emotionen; und über ihnen allen lag wie ein Schleier mühsam zusammengehaltene Beherrschung. Ich hätte ihn küssen können, wenn ich nicht fiebrig vor Verlangen gewesen wäre.
Die grünen Sprenkel in seinen Augen brannten sich in meine, bevor seine Hand noch schneller wurde und ein Zittern meinen Körper ergriff.
Als ich kam, schrie ich seinen Namen ohne Stimme. Für einen Moment war alles weiß, dann hörte ich sein tiefes Stöhnen und fühlte, wie er gleich darauf auf mir zusammensackte. Ich spürte seinen Atem an meinem Hals und ließ die Lider geschlossen, um den Moment noch etwas auskosten zu können.

Doch die Hitze verließ meinen Körper schneller als mir lieb war.
Da sagte er die ganze Zeit, dass er auf mich stand und nun, wo er die Gelegenheit gehabt und ich gewollt hatte, da hatte er sich mit … Wichsen zufrieden gegeben. Und ein bisschen Oral, aber das Finale hatte dennoch aus reiner Handarbeit bestanden.
Obwohl Mischas Körperwärme immer noch einem kleinen Ofen Konkurrenz machte, wurde mir kalt und unsere Bäuche klebten unangenehm aneinander. Doch als ich eine Hand an seine Schulter legte und ihn wegdrücken wollte, brummte er nur unwillig. Wirklich Lust auf oder irgendwelche Reserven für einen ernsthaften Kraftaufwand hatte ich nicht, also ließ ich ihn und sagte:
„Du hast nicht mit mir geschlafen.“ Eine Feststellung, aber die Frage dahinter war deutlich – hoffte ich zumindest. Oder vielleicht sollte ich lieber hoffen, dass er mich nicht gehört hatte. Nach dem Sex über den Sex zu sprechen war im besten Fall stimmungskillend und im schlimmsten eine verdammt schlechte Idee. Ich nahm an, dass diese Regel auch hier griff. Also warum hatte ich bitte den Mund aufgemacht?!
Ich spürte, wie Mischa einen Moment den Atem anhielt. Als er sprach, klang seine Stimme brummig und träge. „Und was war das gerade?“
Kein richtiger Sex – das wollte ich sagen, tat es aber nicht. War wahrscheinlich besser so.
Er seufzte, als keine Antwort kam. „War ja klar, dass du das falsch verstehst.“ Dann stemmte er sich hoch und sah mich an.
„Ich will schon – es nicht zu tun, hat mehr Selbstbeherrschung verlangt, als ich eigentlich habe.“ Er lächelte angespannt. „Und wenn du es nach genug Schlaf und Zeit, darüber nachzudenken, immer noch willst, können wir es gerne nachholen.“
Ich spürte das Aber kommen, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte.
„Aber …“ Da, bitte. „… ich habe Bedingungen.“
… Bedingungen. Das hörte sich unheilvoll an. Nach etwas, das ich nicht erfüllen konnte. Dennoch hörte ich mich fragen: „Die da wären?“
Das Lächeln flackerte unstet. „Die wichtigste kennst du schon: Ich stehe weder auf One-Night-Stands noch auf Affären. Ich bin da altmodisch …“ Er zögerte, sah aus, als wolle er noch etwas sagen, doch dann beugte er sich zu mir und gab mir einen bestimmenden Kuss, bei dem ich mir, obwohl ich völlig fertig war, wünschte, nicht ganz so fertig zu sein.
„Lass uns morgen darüber reden, ja? Ich bin müde und möchte jetzt lieber nicht nachdenken müssen“, murmelte er und küsste mich, bis ich nickte.
Morgen, sicher. Morgen hörte sich gut an.

Mischa verharrte noch einen Moment, dann richtete er sich ganz auf und öffnete nun doch noch die Schublade, um darin nach Taschentüchern zu kramen. Er wischte erst meinen, danach seinen eigenen verschmierten Bauch sauber. Dann machte er die Nachttischlampe neben mir an. Wozu verstand ich nicht ganz, immerhin brannte im Zimmer immer noch Licht, aber bevor ich fragen konnte, stand er auf, entsorgte die Taschentücher im Papierkorb, löschte das Deckenlicht und verließ das Zimmer.
Mein Herz sank als kalter, harter Eisenklumpen in meinen Bauch, aber ich war zu erschöpft und von meiner eigenen Reaktion zu verwirrt, zu sehr außerhalb mir selbst, um etwas tun zu können. Er ließ mich tatsächlich alleine zurück. Unschön.
Ich schloss die Augen, dann hörte ich ihn zurückkommen und öffnete sie wieder. Nun war es im Wohnzimmer hinter der offene Zimmertür dunkel, wahrscheinlich genau so wie im Rest der Wohnung. Mischa drückte die Tür zu und kam zurück zum Bett.
Ich starrte ihn an, noch unfähig, etwas zu sagen oder tun, aber er lächelt nur und zupfte an der Decke.
„Vielleicht sollten wir besser drunter kriechen für den Rest der Nacht?“
Ja, vielleicht. Nachdenken hatten wir ja auf morgen verschoben.

***

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